Im Interview mit Mark Prévoteau, Speaker beim Deutschen Ausbildungsleitungskongress 2024 in Düsseldorf.
Welche neuen Ansätze und Methoden im Bereich der dualen Berufsausbildung halten Sie für besonders vielversprechend und warum?
Ein besonders vielversprechender Ansatz in der dualen Berufsausbildung ist die Integration von Smartphones als Lernwerkzeuge. Durch die Nutzung eröffnen sich viele kreative und interaktive Lernmöglichkeiten, die speziell auf die Bedürfnisse und Vorlieben der Generation Z zugeschnitten sind. Mit Smartphones lassen sich schnell Videos, Fotos und Audioaufnahmen erstellen, die den Lernstoff anschaulich und praxisnah vermitteln.
Dieser Ansatz macht die Ausbildung nicht nur effektiver, sondern auch zeitsparender, da Lerninhalte schneller produziert und geteilt werden können. Zudem fördert er die Selbstständigkeit der Auszubildenden, da sie aktiv in die Erstellung und Bearbeitung der Lernmaterialien eingebunden sind. Durch diese Methode steigert sich nicht nur die Ausbildungsqualität, sondern sie sorgt auch für mehr Spaß und Leichtigkeit im Lernprozess, was die Motivation der Auszubildenden erhöht.
Schlussendlich bedeutet das für Unternehmen: bessere Ausbildungsqualität, nachhaltigeres Binden von Talenten der Generation Z und eine langfristige Kostenersparnis durch effizientere Ausbildungsmethoden.
Wie motivieren Sie Auszubildende und Ausbilder gleichermaßen, sich auf innovative Trainingsmethoden einzulassen?
Indem ich es ganz aktiv in meinen Seminaren vorlebe. Wir probieren innovative Methoden live an uns selbst aus. Das klappt wunderbar! Die Teilnehmenden erleben die Methoden aus Auszubildendensicht. So können sie diese dann besser in der Praxis anwenden. Wir reflektieren aber auch gemeinsam die Wirkung und wie es ihnen gefallen hat. Oft fällt dabei das Wort „inspirierend“. Und genau das möchte ich: Ich möchte Menschen inspirieren, neue Dinge auszuprobieren.
Wie integrieren Sie digitale Tools in Ihre Trainingsansätze?
Da möchte ich nicht allzu viel vorweg nehmen. Konkrete Praxisbeispiele erleben die Teilnehmer*innen in meinem interaktiven Vortrag auf dem DALK.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Integration von Smartphones in den Ausbildungsalltag und wie gehen Sie damit um?
Datenschutz und Sicherheit:
Die Nutzung von Smartphones birgt potenzielle Risiken in Bezug auf den Datenschutz, insbesondere wenn sensible Unternehmensdaten oder persönliche Informationen auf Privatgeräten der Auszubildenden verarbeitet werden. Hier empfehle ich mit der Einführung der Nutzung gleich eine Schulung zur Sensibilisierung durchzuführen. Außerdem sollten betriebliche Daten von privaten Daten in sog. Containern auf dem Smartphone getrennt werden. Im besten Fall stellt das Unternehmen dienstliche Smartphones oder Tablets bereit. Hier sind dann nur Apps vorhanden, die genutzt werden dürfen und die Daten bleiben beim Unternehmen.
Ablenkungspotential:
Smartphones bieten durch ihre vielfältigen Funktionen viele Möglichkeiten zur Ablenkung. Um dies zu minimieren, setze ich klare Nutzungsregeln und Aufgabenstrukturen ein. Es ist wichtig, dass die Auszubildenden genau wissen, wann und wie sie die Geräte verwenden sollen. Siehe auch meine Antwort auf diese untenstehende Frage.
Akzeptanz bei Ausbildern:
Nicht alle Ausbilder sind sofort davon überzeugt, Smartphones in den Lernprozess zu integrieren. Hier ist es wichtig, den Mehrwert klar zu kommunizieren und Beispiele erfolgreicher Integration aufzuzeigen. Durch Seminare und den Austausch von Best Practices können Vorbehalte abgebaut und die Akzeptanz bei den Verantwortlichen erhöht werden. Ein paar Beispiele gibt es natürlich auch bei meinem Vortrag des diesjährigen DALK.
Wie stellen Sie sicher, dass die Nutzung von Smartphones im Ausbildungsprozess produktiv bleibt und nicht zu Ablenkungen führt?
Es ist wichtig, von Anfang an klare Regeln zu definieren, wie und wann Smartphones eingesetzt werden. Fragen wie
„Wann darf das Smartphone aus der Tasche oder dem Spint geholt werden?“
„Wofür darf ich es nutzen?“
„Wie lange darf ich es nutzen?“
„In welchen Situationen (z.B. Kundenkontakt) darf es nie verwendet werden?“
Ein weiterer Schlüssel liegt in der richtigen Balance zwischen digitalen und analogen Lernmethoden. Smartphones sollen den Lernprozess bereichern, nicht dominieren.
Welche Rückmeldungen haben Sie von Auszubildenden und Ausbildern zur Nutzung von Smartphones als Lernwerkzeug erhalten?
Die Rückmeldungen von Auszubildenden und Ausbildern zur Nutzung von Smartphones als Lernwerkzeug sind überwiegend positiv. Hier zwei Beispiele meiner Kunden:
Bei KU64, einer Zahnarztpraxis in Berlin, berichten die Auszubildenden, dass sie das Vertrauen und die Verantwortung schätzen, die ihnen durch die Smartphone-Nutzung entgegengebracht werden. Sie nutzen die Geräte, um ortsunabhängig Termine zu verwalten und von einem digitalen Nachhilfeangebot zu profitieren. Ausbilder betonen, dass die Smartphones den Alltag flexibler und effizienter machen, indem sie eine ständige Erreichbarkeit ermöglichen, was in einer großen Praxis mit mehreren Etagen besonders hilfreich ist. Zudem steigert das digitale Lernen das Engagement der Auszubildenden.
Bei mkk, der Krankenkasse, ist die Reaktion ebenfalls sehr positiv. Die Auszubildenden empfinden es als Vorteil, dass sie über Smartphones standortübergreifend erreichbar sind und Prozesse dadurch optimiert werden. Sie schätzen auch die Möglichkeit, Lern-Apps und digitale Quizformate zu nutzen, um ihr Wissen nach Einsätzen zu festigen. Besonders hervorgehoben wird, dass die Trennung zwischen privater und dienstlicher Nutzung problemlos funktioniert, was auf eine offene Kommunikation und klare Regelungen zurückzuführen ist. Die Auszubildenden fühlen sich dadurch unterstützt und motiviert, die Smartphones verantwortungsvoll als Lernwerkzeuge einzusetzen.
Mehr dazu können Sie im Artikel der Ausbilderzeitschrift POSITION (Ausgabe 3/2024) lesen.
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