Im Interview mit Lisa Gläser, Speakerin beim Deutschen Ausbildungsleitungskongress 2024 in Düsseldorf.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Missverständnisse über die Generation Z auf dem Arbeitsmarkt?
Eines der größten Missverständnisse ist, dass die Generation Z als „faul“ oder „illoyal“ angesehen wird, weil sie häufiger den Arbeitgeber wechselt und großen Wert auf eine gute Work-Life-Balance legt. Tatsächlich ist diese Generation nicht weniger leistungsbereit, sondern sie stellt einfach andere Ansprüche an das Arbeitsleben. Sie sucht nach sinnstiftenden Tätigkeiten, einer positiven Arbeitsatmosphäre und klaren Entwicklungsperspektiven. Sie ist sehr zielstrebig, aber auch weniger bereit, sich für einen Job aufzuopfern, der nicht zu ihren Werten und Vorstellungen passt. Ein weiteres Missverständnis ist, dass die Generation Z nur digital kommunizieren möchte. Während Technologie für sie selbstverständlich ist, legen sie großen Wert auf authentische, persönliche Kommunikation und Feedback – sowohl digital als auch im direkten Gespräch.
Was bedeutet für Sie „Gesunde Arbeit“ und welche Rolle spielt sie bei der Zusammenarbeit mit der Generation Z?
„Gesunde Arbeit“ bedeutet, dass physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Mittelpunkt stehen. Es geht nicht nur um ergonomische Arbeitsplätze oder Gesundheitsangebote wie Sportprogramme, sondern auch um den Umgang mit Stress, die Förderung von Resilienz und eine Unternehmenskultur, die eine gesunde Balance zwischen Arbeits- und Privatleben ermöglicht. Für die Generation Z ist dies von besonderer Bedeutung. Diese Generation ist sehr sensibel für Themen wie mentale Gesundheit, Überlastung und Burnout. Sie erwarten von Unternehmen, dass diese nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden in den Fokus stellen. Unternehmen, die dies bieten, können nicht nur die Leistungsfähigkeit steigern, sondern auch die Loyalität dieser Generation gewinnen.
Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie in der Integration von Young Professionals in bestehende Unternehmensstrukturen?
Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass etablierte Unternehmensstrukturen oft hierarchisch und wenig flexibel sind, während die Generation Z flache Hierarchien und agile Arbeitsweisen bevorzugt. Sie möchten gehört und einbezogen werden, schon früh Verantwortung übernehmen und eine Feedbackkultur erleben, die schnell und regelmäßig funktioniert. Traditionelle Strukturen, die lange Entscheidungswege und eine autoritäre Führungskultur pflegen, können für sie abschreckend wirken. Zudem gibt es oft eine Diskrepanz in den Erwartungen: Während ältere Generationen mehr Beständigkeit und Loyalität erwarten, sieht die Generation Z ihre Karriere als fortlaufenden Entwicklungsprozess, bei dem sie immer wieder neue Erfahrungen sammeln möchte. Unternehmen müssen daher flexibler und agiler werden, um diese Generation erfolgreich zu integrieren.
Wie sehen Sie die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Generationen im Arbeitsumfeld?
Die Zukunft der Zusammenarbeit wird zunehmend generationsübergreifend sein, und das bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Unterschiedliche Generationen bringen verschiedene Werte, Perspektiven und Arbeitsstile mit, und es wird entscheidend sein, diese Vielfalt zu nutzen. Während die ältere Generation viel Erfahrung und Fachwissen mitbringt, steht die Generation Z für Innovationskraft und technologische Affinität. Wenn Unternehmen diese unterschiedlichen Stärken gezielt kombinieren, können sie eine dynamische und produktive Arbeitskultur schaffen. Dafür ist jedoch gegenseitiges Verständnis und eine offene Kommunikation notwendig. Mentoring-Programme und eine Unternehmenskultur, die den Austausch zwischen den Generationen fördert, sind wichtige Hebel, um voneinander zu lernen und gemeinsam erfolgreich zu arbeiten.
Haben Sie Tipps oder Best Practices für Unternehmen, die ihre Arbeitsumgebung für die Generation Z attraktiver gestalten möchten?
Ja, Unternehmen können einige gezielte Maßnahmen ergreifen, um für die Generation Z attraktiver zu werden:
Durch eine Kombination aus Flexibilität, Sinnhaftigkeit und Gesundheitsförderung schaffen Unternehmen nicht nur ein attraktives Umfeld für die Generation Z, sondern profitieren auch langfristig von engagierten und zufriedenen Mitarbeitenden.