1. Nutzen Sie motivierende Sprüche wie „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“ oder „Wir mussten erstmal 2 Jahre die Werkstatt fegen, bevor wir eine Maschine in die Hand bekamen!“
2. Veräppeln Sie weiterhin Azubis mit vermeintlichen Spaßaufträgen: „Besorg mal eine Ersatzlibelle für die Wasserwaage/Bilanzschnur/Kontenschere oder ein 5 Meter WLAN-Kabel aus der IT!“
3. Behandeln Sie Azubis in Tonfall und Art des Umgangs wie Kinder!
4. Versprechen Sie in Stellenanzeigen auf jeden Fall die alten Werte wie bei Opa und Oma!
5. Machen Sie von Anfang an klar, dass Hochdienen und Buckeln die besten Voraussetzungen für eine Übernahme in den Arbeitsvertrag sind.
6. Verdeutlichen Sie sehr klar, dass die Hierarchien in der Firma so waren, so sind und so bleiben!
7. Lassen Sie das alles die Azubis jeden Tag spüren und schüren Sie keine Hoffnungen durch den Gebrauch von Lob und Anerkennung!
Der satirische Tonfall quillt deutlich zwischen den Zeilen hervor. Aber Moment mal bitte – Hand aufs Herz! Sind Sie mit Ihrer Firma weit genug davon entfernt? In jedem Punkt steckt ein Fünkchen Wirklichkeit.
Bevor ich auf einzelne Punkte eingehe, werfe ich den Gedanken ein, dass Ihr Image als Arbeitgebermarke wesentlich von der inneren Haltung im Umgang miteinander und der Außendarstellung abhängt. Es nutzt wenig, einen Verhaltenskodex im Eingangsbereich auszuhängen und auf seine Einhaltung hinzuweisen. Gelebte Firmenkultur ist das Stichwort.
Wie sehen Sie die jungen Bewerbenden? Als verzogene Generation, als verwöhnte Handynerds und Möchtegern-Influencer? Als ich in meiner Jugend mit Bundeswehrparka, Jeans und selbstgedrehter Zigarette an der Bushaltestelle rumlungerte, haben meine Eltern den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen. Und, was ist passiert? Scheinbar ja nichts, denn die Welt dreht sich weiter.
Jede Generation ist (glücklicherweise) anders. Es gibt den Spruch: Damit es so bleibt wie es ist, muss es sich ändern. Meine Generation hat auch einige ungünstige Entscheidungen getroffen, obwohl wir alles besser machen wollten als unsere Eltern.
Die innere Haltung steuert unser Verhalten und da sind wir wieder bei der Arbeitgebermarke und dem Image. Ein anderes Sprichwort lautet: Was Du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu. Hochtrabender auch als kategorischer Imperativ von Immanuel Kant bezeichnet. Sie haben doch auch die blöden Witze und geringgeschätzten Arbeitsaufträge gehasst und sich darüber geärgert. Warum dulden Sie das jetzt? Treten Sie aus der vermeintlichen Tradition einen Schritt beiseite.
Obwohl fast alle Firmen über Mitarbeitenden- und Azubimangel klagen, lesen sich die Stellenanzeigen anachronistisch: Wir sind…, wir haben…, wir bieten…, wir suchen…, sie müssen…, Senden Sie folgende Unterlagen zu Händen von….
Bieten Sie auch „ein tolles Team und eine zukunftsorientierte Ausbildung in einem schnell wachsenden Berufsfeld?“ Ich könnte mittlerweile einige Awards für dieses Phrasendreschen verleihen.
Es gibt einen uralten Marketingspruch: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler! Klartext: Sie müssen die potenziellen Auszubildenden ködern – nicht mehr andersherum. Sie bewerben sich bei den Menschen. Ob Ihnen das schmeckt oder nicht, ist unwichtig. Wollen sie am Markt bleiben, ändern Sie Ihre Haltung. „Survival of the fittest“ bedeutet im Sinne von Darwins Evolutionstheorie das Überleben der am besten Angepassten, nicht der Stärksten.
Die einfache Frage lautet: Wie sexy ist Ihre Firma?
Ich meine damit nicht, dass alle mit Sneakers und Hoodies rumlaufen, Chillecken mit Hotspot in der Kantine eingerichtet werden oder wir uns mit „Na Bro, was geht?“ ansprechen.
Viele Impulse und Umsetzungsideen dazu werden Sie auf dem Kongress finden. Es lohnt sich auf jeden Fall, dabei zu sein.