Das Geheimnis von High Performing Teams
Wir erleben in unserer Arbeit mit Teams und Organisationen immer wieder: Hochleistung entsteht nicht allein durch Fachwissen oder passende Teamstrukturen. Entscheidend ist, ob Menschen das Gefühl haben, mit ihren eigenen Fähigkeiten wirksam zu sein – ob sie also Selbstwirksamkeit erfahren.
Übertragen wir diesen Gedanken auf die Ausbildung, zeigt sich eine Herausforderung: Viele Auszubildende agieren heute „maximal aufgabenorientiert“. Sie erledigen, was ihnen aufgetragen wird, aber ihnen fehlt häufig – durch unser Bildungssystem verursacht – der Glaube daran, die eigene Umwelt aktiv mitgestalten und verändern zu können. Damit geht ein zentrales Potenzial verloren, nämlich die Erfahrung, dass das eigene Handeln einen Unterschied macht.
Für uns ist Selbstwirksamkeit ein zentraler Faktor erfolgreicher Ausbildung! Denn sie befördert Motivation und Durchhaltevermögen. Selbstwirksamkeit entsteht immer genau dann, wenn Auszubildende Verantwortung für sich und ihre Umwelt übernehmen dürfen und ermutigendes Feedback dazu bekommen. Und genau hierfür braucht es Raum und Zeit.
Prinzipien für Zusammenarbeit
In unserer Session auf dem DALK 2025 leiten wir – Miriam Lerch und Frank Hörhold – Prinzipien aus der Arbeit mit High-Performing-Teams ab und übertragen sie in den Ausbildungsalltag. Dabei geht es nicht darum, Auszubildende zu „funktionalisieren“. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen sie lernen, sich einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam Herausforderungen zu meistern.
Zwei Dinge leiten uns dabei:
- Der einzige Motivator für Menschen zusammenzuarbeiten ist ein gemeinsames Ziel.
- Jeder Auftrag, jedes Angebot bedarf einer Annahme.
Erarbeiten statt abarbeiten
Gemeinsame Ziele sichtbar machen: Auszubildende müssen verstehen, wozu sie beitragen – nicht nur, was sie tun. Wenn klar ist, wie ihre Tätigkeiten ins große Ganze einzahlen, entsteht Sinn und Selbstwirksamkeit.
Identifikation mit Aufgaben schaffen: Eine Aufgabe wirkt nur dann, wenn sie bewusst angenommen wird. In der Ausbildung bedeutet das, nicht nur Aufgaben aufzutragen, sondern auch Raum für Rückfragen, Ergänzungen und Weiterentwicklung zu geben.
Psychologische Sicherheit als Fundament
Ein weiterer zentraler Faktor ist das Modell der psychologischen Sicherheit. Nur wenn Auszubildende sich sicher fühlen, Fragen zu stellen, Fehler zu machen und Ideen einzubringen, können sie Selbstwirksamkeit entwickeln. Angst vor Blamage oder Sanktionen dagegen führt in die Passivität – und genau das verhindert Lernprozesse.
Wir erleben in vielen Unternehmen, dass Auszubildende stärker werden, wenn sie:
– eigene kleine Projekte verantworten,
– ihre Ideen in geschützten Räumen vorstellen dürfen,
– Feedback nicht nur erhalten, sondern auch selbst geben dürfen,
– erleben, dass ihre Perspektiven in Entscheidungen einfließen.
Das sind keine großen Revolutionen, sondern einfache Prinzipien guter Zusammenarbeit. Sie machen den Unterschied zwischen einer rein aufgabenorientierten Ausbildung und einer Ausbildung, in der junge Menschen sich als wirksam erleben.
Ausbildungszeit ist Entwicklungszeit
Unsere Einladung an dich als Ausbildungsverantwortliche:r lautet: Sieh Ausbildung nicht nur als Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten. Sieh sie als Raum, in dem Selbstwirksamkeit entsteht. Junge Menschen lernen nicht nur einen Beruf – sie lernen, wie sie in Teams wirken, wie sie gemeinsam mit anderen Ziele erreichen und wie sie Verantwortung übernehmen können.
Wenn wir Ausbildungsräume so gestalten, dass sie auf Selbstwirksamkeit einzahlen, fördern wir nicht nur bessere Fachkräfte. Wir entwickeln Persönlichkeiten, die Verantwortung und Initative übernehmen und ihre Umwelt bzw. ihren Arbeitsplatz aktiv mitgestalten wollen.
Kurzportrait Miriam Lerch
Miriam Lerch ist agile Teamentwicklerin und Lernexpertin. Ihre Leidenschaft ist es Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen zu begleiten und hierbei das mit- und voneinander Lernen zu fördern. Ihre Erfahrungen aus dem Hochschul-Bereich, der betrieblichen Ausbildung und dem Schulsystem helfen ihr dabei.
Kurzportrait Frank Hörhold
Frank Hörhold ist Ermöglicher und Coach. Sein Antrieb ist es, Menschen, Teams und Organisationen in gelingender Zusammenarbeit zu unterstützen und Räume für Selbstwirksamkeit zu schaffen. Seine Leidenschaft gilt der Förderung von Nachwuchs und Talenten – in Ausbildung, Schule und Leistungssport.