Im Interview mit Daniela Gieseler, Speakerin beim Deutschen Ausbildungsleitungskongress 2024 in Düsseldorf.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Rekrutierung von Azubis der Generation Z im Vergleich zu früheren Generationen?
Die Hauptherausforderung ist nach meiner Ansicht, dass wir mittlerweile einen Arbeitnehmermarkt haben. Die Jugendlichen haben die freie Auswahl und können zwischen mehreren Unternehmen auswählen. Und das ist ihnen auch bewusst, daraus leitet sich oft deren Verhalten ab. In früheren Zeiten, als wir noch einen Arbeitgebermarkt hatten, haben sich viele Unternehmen regelrecht arrogant den Bewerbern gegenüber verhalten, sich z. B. ewig nicht gemeldet, Hinhalte-Taktiken gefahren etc. Wen wundert es, wenn manche Bewerber (nicht nur der Generation Z) es jetzt ähnlich machen. Aber natürlich sollte dies trotzdem nicht zum guten Ton gehören – weder für Unternehmen noch für Bewerber. Und zum Glück gibt es auf beiden Seiten auch Positiv-Beispiele.
Wie können Unternehmen ihr Employer Branding gezielt verbessern, um für junge Talente attraktiver zu werden?
Das wichtigste Stichwort ist hier Authentizität! Eine Employer Brand muss mit den gelebten Werten im Unternehmen übereinstimmen. Das ist oft das Problem mit Marken, die auf dem Papier entworfen aber nicht wirklich gelebt werden. Diese locken dann zwar Bewerber an, aber bereits im Bewerbungsprozess (oder spätestens beim Ausbildungsbeginn) wird deutlich, dass es dort einen Mismatch gibt. Der Azubi hat sich wegen der Werte der Employer Brand beworben, wenn er diese nicht im Unternehmen vorfindet ist er schnell wieder weg oder bricht noch im Bewerbungsprozess den Kontakt ab. Daher bauen wir bei unseren Kunden immer eine authentische Employer Brand auf, die den wirklichen Werten des Unternehmens entspricht. Und damit erreicht man dann die Jugendlichen, die wirklich zum Unternehmen passen.
Welche Rolle spielt Social Media im Ausbildungsmarketing und welche Plattformen sind besonders effektiv?
Das unterscheidet sich je nach Zielgruppe. Es ist auch heute noch möglich, komplett ohne Social Media Ausbildungsmarketing zu betreiben, aber mit ist es natürlich deutlich einfacher. Das gilt ganz besonders, wenn man klassische Real-Life-Aktionen mit Online-Marketing und Social Media verknüpfen kann – die Effektivität potenziert sich. Die Plattformen hängen aber wirklich sehr von der individuellen Zielgruppe ab.
Welche langfristigen Vorteile sehen Sie für Unternehmen, die in eine professionelle und gezielte Azubi-Rekrutierung investieren?
Diese Unternehmen finden die perfekt zu ihnen passenden Azubis und können diese oftmals sogar zu „Markenbotschaftern“ aufbauen, wenn eine wirkliche Begeisterung für das Unternehmen geweckt wurde. Das gleiche gilt auch für die Mitarbeiter. Also motivierte Azubis und Mitarbeiter, die vom Unternehmen begeistert sind – was will man mehr? Hierfür eine gute Marketingstrategie zu entwickeln die zum Unternehmen passt lohnt sich wirklich.
Wie wichtig ist es, dass die Recruiting-Strategie eines Unternehmens auf dessen spezifische Stärken und Image abgestimmt ist?
Immens wichtig, wie vorher schon erwähnt. Es sollte alles aus einem Guss kommen, damit man auch wirklich die richtigen Bewerber anspricht, also die Azubis die zum Unternehmen passen und sich dort wohlfühlen.